Dienstag, 20. September 2011

Baba Shamsuddin Faridi



„Troubadour Allahs“
 Zum Tod von Qadri Sufi Baba Shamsuddin Faridi Desai

 Am 16. August 2011 ist der letzte große Sufi Beenkar Baba Shamsuddin Faridi Desai im Alter von 75 Jahren in Delhi verstorben.
Der Rudra Vina Spieler Baba Shamsuddin, wie ihn seine Schüler nannten, wurde am 15.8.1936 in Bhavnagar, Gujarat geboren. Er lernte Sitar und Rudra Vina von seinem Vater Mohammed Khan Faridi, der aus der jahrhundertalten Tradition des Gauharbani Gharana stammte.
Baba Shamsuddins Großvater war Abdur Rehman Khan, der ein Schüler von Wahid Khan war, ein direkter Nachfolger des legendären Rudra Vina Spielers (Beenkars) Bande Ali Khan.
Sein Großvater mütterlicherseits war der bekannte Beenkar Murad Khan.
Ab 1957 gab Baba Shamsuddin regelmäßig Sitar Konzerte für das All India Radio in Ahmedabad.
1959 erhielt er dann ein Angebot von Thakur Jaswant Singh, der ihn für das National Orchestra des All India Radios in Delhi engagierte.
Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1997 arbeitete Baba Shamsuddin für das All India Radio.
Erst ab 1980 haben ihn seine Radio Konzerte mit der Rudra Vina bekannt gemacht.
2002 wurde seine erste CD bei Makar Records veröffentlicht.
2005 veröffentlichte Lyle Wachovsky bei India Archive Music seinen außergewöhnlichen Raga Puria.
Baba Shamsuddin spielte ohne Mizrab (Plektrum), seine ausgesprochen langen Meends (Ziehen der Saite) waren für ihn charakteristisch und typisch für den Musikstil des Gauharbani Gharana.
Seine Tonsprache war sehr eigenwillig und nicht leicht zugänglich. Impulsiv und mit starkem Ausdruck kann seine Musik die Türe zur mystischen Welt des Sufismus öffnen, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Mit der Musik seiner Rudra Vina wollte er sich selbst und den Zuhörer in den Zustand der „Entwerdung“ (arabisch: fana) und der Trance
(arabisch: wajd) führen.
Baba Shamsuddin gehörte dem islamischen Qadri Sufismus an. Für ihn war Musik eine Form des Gebets. „Allah ist verborgen in der Musik“, sagte er einmal.
Die äußere Form der klassischen Dhrupad-Musik hatte Baba Shamsuddin während seines Ruhestands hinter sich gelassen. Von nun an spielte er hauptsächlich an den Sufi-Schreinen in Delhi oder gab regelmäßig Konzerte zu den Gedenkfeiern des bekannten Sufi Meisters Hazrat Inayat Khan.
Die Begegnung mit Baba Shamsuddin bleibt für mich unvergesslich, sein Spiel auf der Rudra Vina hat zutiefst mein Herz berührt. Seine Musik hat mich auf unmittelbare Weise die mystische Dimension der Ruda Vina erfahren lassen.
Für mich ist Baba Shamsuddin der letzte große Sufi-Beenkar gewesen und er wird in den Herzen, die ihn lieben, weiter leben.
Es bleibt nun zu hoffen, dass sein Sohn Zahid Khan Faridi diese alte Tradition weiterführen wird.
Der Blog „Oriental and Traditional Music“ stellt unter folgendem Link Baba Shamsuddins Aufnahme des Raga Hijaj Bhairav von 1983 zum Download zur Verfügung.

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