Freitag, 27. Mai 2011

Rudra Vina





Die Bin oder auch Rudra-Veena genannt ist eine Stabzither und gehört zu den ältesten klassischen Instrumenten Indiens.
Der traditionellen Überlieferung zufolge wurde sie von Shiva geschaffen, während er über die Schönheit seiner Gemahlin Parvati meditierte.
Sie ist die Vorläuferin der heute populären Sitar und wird auch als Mutter und Königin der indischen Saiteninstrumente bezeichnet.
 Mit ihrem bass- und obertonreichen Klang ist die Rudra-Vina schon seit Jahrhunderten das ideale Saiteninstrument um in einen meditativen Zustand zu führen. 

Die Vina
ist wie eine Mutter für mich
Ich drücke mein Ohr an Ihren Busen
und lausche in Ihr Herz hinein
Lasse mich von Ihrem Klang
zurück zum Urquell tragen

Freitag, 20. Mai 2011

Ruf der Seele



Der aus der südindischen Tradition stammende Raga Hansadhvani basiert auf einer fünfstufigen Tonleiter, die auch Halbtonschritte benutzt (hemitonische Pentatonik). Die Pentatonik gehört zum ältesten Tonsystem. Musikethnologen bezeichnen pentatonische Musik als eine universelle Sprache; die in Japan, China, Indien, Nordafrika, bei den Kelten, den Eskimos, in Nord-, Mittel- und Südamerika und auch im alten Europa weit verbreitet war. Während die Diatonik immer eine Frage offen lässt, bietet die Pentatonik einen Lösungsvorschlag an. Wegen ihrer ordnenden und klärenden Wirkung wird Pentatonik auch besonders häufig in der Klangtherapie eingesetzt. Neueste Forschungen haben gezeigt, dass pentatonische Musik z.B. bei autistischen Kindern das Selbstvertrauen und die Entscheidungsfähigkeit fördern kann.

Die Klangstruktur von Raga Hansadhvani basiert auf Tonika (Sa), großer Sekunde (Re), großer Terz ( Ga), Quinte (Pa) und großer Septime (Ni). Das Wort „Hansa“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Schwan. Es wird aber auch synonym für „Atman – die Seele“ verwendet. Das Wort „Dhvani“ bedeutet „Ruf“ oder „Schrei“. Raga Hansadhvani ist also der Ruf der Seele. Wegen der leichten Spielbarkeit auf der Bambusflöte Bansuri gehört dieser Raga zum ersten Repertoire der Bansurischüler.

Raga Hansadhvani vermittelt ein Gefühl von Sorglosigkeit und Unbeschwertheit. Er wirkt verspielt und kindhaft, strahlt Lebensfreude und Leichtigkeit aus, verteibt die dunklen Wolken des Alltags und klärt den Geist. Immer wieder kommt mir das Bild des Lebenskünstlers Alexis Zorbas in den Sinn, wenn ich diesen Raga höre oder spiele. Der Raga stärkt in mir das Vertrauen, mit Wohlwollen dem Wandel der Zeit zuzuschauen. Wie ein Freund nimmt mich Hansadhvani an die Hand und führt mich hinaus aus der Enge in den weiten Raum. Der innere Seelenvogel singt das alte Lied vom Duft der Freiheit. Der urspüngliche natürliche Zustand, frei von allen Masken und Blockierungen, wird in mir gestärkt.

Die folgenden Videoclips möchten zu Vertiefung anregen:


Bansuri mit Hariprasad Chaurasia:

http://www.youtube.com/watch?v=yMGOzlljYks
 
Khyal-Gesang mit Amir Khan

http://www.youtube.com/watch?v=IhEuK5-XOyU 

Khyal-Gesang mit Rashid Khan

 http://www.youtube.com/watch?v=bfvRoNLtiLA

Khyal-Gesang mit Pandit Jasraj

http://www.youtube.com/watch?v=3SmiwTf37qY 

Südindische Saraswati-Vina mit Jyothi Chetan

http://www.youtube.com/watch?v=SPcTsJfxwWE

Montag, 9. Mai 2011

Nada Yoga

Nada Yoga ist die uralte indische Wissenschaft über die Wirkung von Klang auf Körper, Geist und Seele.
Das Wort "Nada" kommt aud dem Sanskrit und wird allgemein mit "Klang", Fluss" oder "Schwingung" übersetzt.
Das Wort "Yoga" heißt "Einssein" in Verbindung mit dem Grundton des Seins zu kommen, im Einklang sein.
Im Nada Yoga nutzt man die Körper- und Atemübungen des Hatha Yoga um sich für die feineren Schwingungen zu öffnen.
In dieser Klangmystik geht man davon aus, dass die gesamte Schöpfung, das ganze Universum, Schwingung ist. (Das ist übrigens mittlerweile auch eine Erkenntnis der modernen Quantenphysik).
Belebte und unbelebte Materie ist durchdrungen von einem universellen Grundton, OM.
Yoga ist der Weg zur Ausgeglichenheit des Geistes. Der allgemeine Mensch lebt ständig in der Dualität von Annehmen und Verwerfen von angenehmen und unangenehmen Zuständen. Gerade heutzutage fällt es uns oft schwer abzuschalten und unsere ständig rotierenden Gedanken und Emotionen zur Ruhe zu bringen. Entweder lebt man in der Vergangenheit oder sorgt sich um die Zukunft...........
Klang aber ist immer nur im Hier und Jetzt.
Es gibt viele verschiedene Yoga Wege, für jeden Menschentyp ist etwas dabei. Für den auditven Typ ist sicherlich der Nada Yoga Weg eine einfache Möglichkeit wieder in Einklang mit der lebendigen Gegenwart des Seins zu kommen.
Nada Yoga ist eigentlich kein Weg den man aus Büchern oder Schriften lernen kann. Deshalb findet man auch kaum Texte über diese alte Wissenschaft. Von Anfang an war dies ein Weg der Selbsterfahrung, ein Weg des Lauschens. Die indische Raga Musik ist Grundlage für das Nada Yoga. Hier gilt die Stimme als das direkte Mittel um sich mittels des Klanges der eigenen Stimme in die Achtsamkeit zu bringen.
Instrumente wie die Rudra Vina, Sitar, Sarangi, Tanpura oder Harmonium sind ebenfalls wunderbare Hilfsmittel um den Geist zu fokusieren.
Der Klang hat verschiedene Ebenen, von der physikalisch hörbaren Ebene bis zur feinen inneren Schwingungsebene.
Jeder Ton, jedes Intervall, ist geboren aus dem einen Grundton der z.B. über die Tanpura stets präsent ist.
Mit der eigenen Stimme werden die Tiefen der einzelnen Töne ausgelotet. Jeder Ton ist wie ein kleiner Tempel und es gilt die Türe zu finden um in das Innnere hineinzufinden.
Musik ist Ausdruck unserer Emotionen, das was nicht in Worte gefasst werden kann, drückt sich über Gesang oder Instrumentalspiel aus. Im Nada Yoga werden unverarbeitete Emotionen, Wünsche und Sehnsüchte über die Ragas hervorgerufen um dann wieder zu ihrem gemeinsamen Grundton, zur Harmonie des Geistes zurückzufinden. Indische Musik wirkt aber auch tranceinduzierend. Klangtrance wirkt heilend, denn hier werden alle Konzepte fallengelassen. Musik in ihrer archaischen und  urprünglichen Bedeutung kann über Trancetanz und tiefes Musikerleben selbst erfahren werden.
Nada Yoga ist zwar eine indische Wissenschaft, doch basiert dieses Wissen auf universellen harmonikalen und geistigen Gesetzen.
Ich möchte hier keine Tradtion einfach nur kopieren, sondern mir geht es darum dieses alte Wissen, welches sicherlich auch schon unsere Vorfahren die Kelten hatten, wieder neu zu beleben.
Die Erkenntnis, dass alles schwingt, dass wir alle einen gemeinsamen Grundton haben, der uns Leben gibt ist und verloren gegangen. Wir haben uns so sehr von der Natur entfernt.
Jeder Baum, jedes Tier, jeder Mensch singt seinen Ton. Wie das Licht alle Farben enthält, so enthält ein Ton alle Töne. Dies wird deutlich druch die vielen verschiedenen Obertöne die von einer Saite der Tanpura erklingen.
Die Natur, der Wald, die Felsen, die Bäche und Pflanzen mit allen ihren Tönen, Düften und Farben, sind für mich der einfachste und direkteste Weg, um wieder mit dem Grundton des Seins in Resonanz zu kommen.
Zurück zur Natur! Deshalb gehe ich immer wieder bei meinen Seminaren mit den Teilnehmern an einen Bach um die Musik des Seins wieder neu zu erlauschen.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Die Bauls aus Bengalen



Als ich 2001 nach Kalkutta reiste traf ich auf Bishnudas Baul der mich mit der selten gewordenen Baul Musik Bengalens vertraut machte. Obwohl ich die Texte seiner Gesänge nicht verstand, hat seine Musik bis heute einen tiefen Eindruck in mir hinterlassen.
Die Anhänger der "Baul" Gemeinschaft waren ursprünglich wandernde Musiker aus West-Bengalen, die von Dorf zu Dorf zogen, um ihre tiefen Gedanken und Gefühle in einfacher Sprache den Menschen mitzuteilen.
Wenn man einen Baul nach seiner Philosopie fragt, antworten er nicht mit Worten, sondern mit Gesängen.
Das Wort "Baul" heißt "verrückt" oder "vom Wind getrieben". Bauls gehören keiner Religion an, sie sind kastenlos, folgen keinen heiligen Schriften und haben keine Tempel.
Ein Baul hat oft keinen Wohnsitz. Er hat nur ein einfaches Kleidungsstück und sein Musikinstrument die Ektara oder die Dotara. Singen ist seine Meditation, sein spontaner Tanz ist Ausdruck seines Verliebtseins in das Leben.
Die Bauls verehren den Menschen. Sie sagen, dass in dir und in mir eine ursprüngliche allesdurchsdringende Energie steckt. Über die Musik und den Tanz versuchen die Bauls diesen gemeinsamen Urquell wiederzufinden.
Bishnudas Baul sagte mir damals, dass allein das Hören der Musik das Herz heilen würde.
In einem Lied heißt es übersetzt:

"Ein verrückter Baul bin ich geworden.
Ich folge keinem Meister, keiner Vorschrift,
lasse mich nicht binden von Werten,
die von Menschen geschaffen wurden.
Allein die Freude der Liebe lebe ich.
In der Liebe gibt es nichts Trennendes mehr,
nur die Begegnung der Herzen.
Darum freue ich mich im Singen und Tanzen,
mit jedem und allen."

Auf youtube findet sich dieses berührende Video: